Die Albertis: Roman (German Edition) by Pfannenschmidt Christian

Die Albertis: Roman (German Edition) by Pfannenschmidt Christian

Autor:Pfannenschmidt, Christian [Pfannenschmidt, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Liebe, Kinder, Patchworkfamilie, Affäre, Freundschaft
ISBN: 9783955202750
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2013-06-20T22:00:00+00:00


KAPITEL 10

Meine Kinder, deine Kinder

Vielleicht fanden sie schon bald zu ihrer alten Form zurück, zur Normalität, zum Alltag einer ganz und gar gewöhnlichen Familie: Das war auch Annes Wunsch. Sie tat alles dafür. Morgens stand sie kurz nach sechs als Erste auf. Ging hinunter, setzte im Kessel Wasser auf, bereitete eine Kanne Early-morning-breakfast-tea zu und brachte Paul eine Tasse davon ans Bett. Dann weckte sie Luis zum ersten Mal. Anschließend Pavel. Danach machte sie zehn Minuten im Ankleideraum Gymnastik, duschte, zog sich an und half Frau Merk dabei, das Frühstück für alle zu machen, eine Arbeit, die nahezu stumm vonstatten ging. Die Mädchen standen von allein auf. Anne hatte das Gefühl, sie würde ihnen zu nahe treten, wenn sie auch bei ihnen den Weckdienst übernehmen würde. Paul hatte ebenfalls sein festes Morgenritual. Wenn er seinen Tee ausgetrunken hatte, ging er im Morgenmantel frühstücken, ohne auf die anderen zu warten, las dabei seine Zeitung, machte sich fertig und verschwand gegen sieben durch die Tür im Gang zwischen Küche und Speisezimmer in seiner Praxis. Er und Anne wechselten in dieser Zeit kaum ein Wort miteinander. Im Gegensatz zu Wolf war er ein Morgenmuffel. Für Anne war das eine neue Erfahrung, und zweimal hatten sie deswegen sogar einen kleinen Krach gehabt. Aber dann akzeptierte sie es und empfand es sogar als angenehm, weil sie genügend anderes zu tun hatte, als mit ihm zu plaudern. Dafür waren die Abende reserviert. Um halb sieben versuchte sie zum zweiten Mal, Luis aus den Federn zu kriegen. Ihr kam es vor, als wäre sie im selben Film, nur dass er an einem anderen Ort spielte. Pavel zog, wie er es nannte, nur sein Nuttenfrühstück durch: einen Becher schwarzen Kaffee und eine Zigarette im Stehen. Dann düste er mit seiner Vespa zum Bahnhof, wo er den Zug nach Hamburg nahm. Er war ein bisschen umgänglicher geworden, doch die gute Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter war nach wie vor gestört. Doch Anne gab die Hoffnung nicht auf, dass am Ende dieses Tunnels wieder Licht sein würde, Licht, Luft und Herzlichkeit. Sie forcierte nichts. Sie wartete ab. Edward stand morgens grundsätzlich nicht auf. Es gab, leider, auch keinen Grund dafür. Er hatte keinen Job, keinen Studienplatz, nicht einmal Aufgaben im Familienalltag. Meistens tauchte er erst gegen Mittag auf, holte sich etwas zum Essen aus dem Kühlschrank, trank den Rest kalten Kaffees, den Anne ihm in einer großen Kakaotasse aufbewahrt hatte und den er mit H-Milch mischte. Bei den anderen legte Anne jedoch größten Wert darauf, dass sie anständig frühstückten, die Regel «Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann» war unverrückbarer Teil ihres Erziehungsprogramms, das sie genauso von ihrer Mutter übernommen hatte und das zum Glück auch Paul unterstützte. Es gab frische Brötchen, die Frau Merk mit dem Fahrrad beim Bäcker geholt hatte, Tee und Kakao, Müsli, Yoghurt, frisch gepressten Orangensaft, Honig, Nutella, Marmelade und Käse. Anfangs hatte sie für alle Kinder Schulbrote geschmiert und liebevoll kleine Butterbrotpäckchen gepackt, denen sie mal einen Apfel, mal



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